Stadt-Kurier zum Sonntag | ||
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Stadt-Kurier zum Sonntag, Wochenblatt für die Stadt Neuss, Samstag, 03.05.2008 | ||
Presseartikel (JPEG-Datei; Größe: 198KB) | ||
Den Lehrer auf die Matte werfen | ||
NEUSS. Ulrich Sahl ist Referendar am Marienberg Gymnasium. Doch hinter ihm steckt deutlich mehr als nur ein „harmloser“ Sportlehrer … | ||
Im Alter von neun Jahren habe er mit dem Kampfsport begonnen, nun unterrichtet er Marienberger Schülerinnen in diesen Künsten. Angefangen hat er mit Judo und seitdem beschäftigte er sich mit sehr vielen traditionellen Kampfsportarten und landete dann irgendwann bei den chinesischen Kampfkünsten. Nun ist er bereits seit über 25 Jahren aktiver Kampfsportler und seit elf Jahren ebenfalls Trainer. Elf Mal war Schwarzgurtträger Ulrich Sahl bereits deutscher Meister. | ||
„Seit Jahren gibt es“, so Sahl, die so genannten Wochenendkurse „Selbstverteidigung für Frauen“. Hier lerne man angeblich in zwölf Stunden wie Frauen den Männern das Fürchten beibringen. Dies sei zum Reinschnuppern in Ordnung, aber hier werde ein Paket verkauft, das ein Blender sei. Niemand könne an zwei Nachmittagen vermitteln, wie man sich einer physisch überlegenen Person gegenüber zur Wehr setzen könne. | ||
Wenn man es ernst nimmt, müsse man es ein paar Jahre im Verein betreiben, um zu erkennen, wie man mit der Angst umgehen könne. Es gehe nicht darum die Angst zu verlieren, man müsse sie beherrschen lernen und die Gefahren realistisch einschätzen lernen. Man solle niemals zum Pseudohelden werden. Im Idealfall komme es auf den selbstbewussten Gang, die aufrechte Haltung an, um Übergriffe zu vermeiden. Es sei oft nur eine kurze, beinahe automatisierte Handlung, die eine Eskalation des Konflikts verhindere. Anfänger lernen zunächst drei Falltechniken, sie lernen bestimmte Ausgangsstellungen, um gut im Gleichgewicht zu sein und sie lernen grundsätzliche Wurf- und Schlagtechniken. In den vier Marienberger Unterrichtswochen lernen die Schülerinnen in fundierter Art und Weise die Falltechniken, sie arbeiten an der Situation, dass man am Unterarm festgehalten wird, in den Schwitzkasten genommen wird oder von hinten beide Handgelenke fixiert werden. Hier lernen die Schülerinnen effektiv zu re- und agieren. Man kann nicht seriös behaupten, die Schülerinnen beherrschten diese Techniken nach vier Wochen perfekt, es bleibe ein exemplarischer Anfang. | ||
Ulrich Sahl ist Referendar am Gymnasium Marienberg und Schwarzgurtträger. | ||
„Das Selbstbewusstsein wird entscheidend verbessert“, sagt Schülerin Britta, „man geht in der Kenntnis der Verteidigungstechniken selbstbewusster über die Straße, auch wenn man das Wissen noch nie gebraucht hat.“ Es mache aber besonderen Spaß, den Lehrer auf die Matte zu werfen. Ansonsten spiele sie lieber Handball und erlange hierbei ihre Fitness. Zuhause habe sie bereits Wurftechniken mit ihrem Vater ausprobiert, dies klappe aber noch nicht zur vollen Zufriedenheit. Es liege noch an der Technik, die noch verfeinert werden müsse. | ||
-sk | ||
Marienbergerin Felicitas Hofmann wirft ihren Lehrer Ulrich Sahl
auf die Matte. Fotos: Olaf Gruschka [Gymnasium Marienberg] | ||